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"Aller Betrübten Freude" gastierte in Freistatt
Die Freistätter Moorkirche
erlebte Ende September mit dem Auftritt des Chores der russisch-orthodoxen
Gemeinde "Aller Betrübten Freude" aus Minsk eine Sternstunde
kirchlicher Chormusik: die 17 jungen, an der weißrussischen
Akademie ausgebildeten Sängerinnen und Sänger unter Leitung
von Olga Jewgenjewna Janum entfalteten mit ihrer Auswahl von
geistlichen Liedern aus der russisch-orthodoxen Liturgie des
17. bis 20. Jahrhunderts ein weit gefacheltes Spektrum sakraler
Musik von hoher Qualität.
Die
Vokalisten sind mit ihrem Metier eng vertraut. Sie beherrschen
es mit nie ermudender Genauigkeit, Brillanz und Spannung, die
facettenreiche sakrale russische Musik zu einem großartigen
Horerlebnis zu machen. Es ist eine Musik, die ihre Eigenart
durch den vom westeuropäischen Takt weitgehend unabhängigen
Rhythmus und die spezifischen Kirchentonarten erhält. Doch auch
das "Ruhet wohl" aus der Johannespassion von Johann Sebastian
Bach wirkte in seiner klaren akzentuierten, temporeichen Interpretation
fast überirdisch leicht, ebenso Anton Bruckners "Locus Iste".
Das Publikum in der sehr gut besuchten Freistätter Kirche spendete
den Musikerinnen und Musikern, die auf Einladung der Familie
von Bodelschwingh dieses Gastspiel in Freistatt gaben, begeisterten
Beifall und entließ sie nach der zweiten Zugabe mit stehenden
Ovationen.
Anfang Oktober traten die Sängerinnen
und Sänger dann sowohl in Bethel als auch in Eckardtsheim auf.
| Ausflug
mit den alten Dämpferzug in Gebirge. | | |
Mit
Vater Igor sind Olga Janum, die Leiterin des Choren. |
In Minsk entsteht ein "kleines Bethel"
Die Partnerschaft
zwischen dem Verein Heimstatt Tschernobyl und Übersiedlern aus
den verstrahlten Gebieten, die mittlerweile in Belorußland eine
neue Heimat finden könnten, hat mit dem Auftritt des Minsker
Chores der russisch-orthodoxen Kirche in Freistatt eine neue
Bereicherung erfahren. Während einer Konzeitpause gab der Gemeindepfarrer
Igor Korostelov einen Einblick in das Leben der jungen orthodoxen
Christengemeinde.
Angefangen habe die Gemeindegründung
1986 mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl: Seitdem seien'
zahlreiche Tschernobyl-Betroffene in das Minsker Neubaugebiet
übergesiedelt. Zum Gedenken an die Opfer der Katastrophe bauten
die Gemeindemitglieder der jungen Basisgemeinde eine neue Kirche.
In Minsk entstehe aber nicht nur eine neue Kirche, sondern auch
ein diakonisches Zentrum nach dem Vorbild Bethels: mit Werkstätten,
einer Armenküche, einer Ambulanz und einem Altenheim. Engagiert
verrichteten dort zahlreiche Helferinnen und Helfer ihre Arbeit,
doch es fehlten ihnen die Räume.
Der Gottesdienst werde in einem
alten Militärzelt abgehalten; die diakonischen Aufgaben konnten
nicht zentral wahrgenommen werden. Daher habe die Gemeinde vor
einigen Wochen mit dem Bau eines Diakonischen Zentrums begonnen,
an dem sich viele Gemeindemitglieder durch Eigenleistungen und
Spenden beteiligten.
Zwei Phänomene freuten Gemeindepfarrer
Igor Korostelov ganz besonders: die Gründung einer Schwesternschaft
im Jahr 1986 und die Entstehung des Kirchenchores 1992. Zu den
"Schwestern" gehorten etwa 65 Frauen und Mädchen, die sich ehrenamtlich
um die Armen und Bedürftigen in ihrer Gemeinde kümmerten. Ein
Chor habe sich während des eisigen Winters 1992 aus 18 professionellen
Sängerinnen und Sängern im Militärzelt der Gemeinde zusammengefunden,
weil die Arbeit der Basisgemeinde eine so große Anziehungskraft
auf die jungen Menschen ausgeübt hatte. Mit Freistatt verbindet
Korostelov vor allem die Freundschaft mit der Familie von Bodelschwingh,
die den Kontakt während eines Besuches in Minsk 1990 aufgebaut
hat. Durch das von Dietrich von Bodelschwingh ins Leben gerufene
Lehmbauprojekt ist aus dieser Begegnung eine dauerhafte Freundschaft
erwachsen. "Wir fühlen uns, als wenn wir nach Hause gekommen
waren", sagte Igor Korostelov. Er empfinde zu Freistatt eine
geistige Verwandtschaft, die ihre Wurzeln in der Ökumene habe.
Die Freistätter und zahlreiche
Konzertbesucher aus dem Kreis Diepholz zeigten herzliche Sympathien
fur das Anliegen der Gäste und spendeten insgesamt über 1500
Mark für den Bau des Diakonischen Zentrums. Freistatt hofft,
daß diesem Besuch des Minsker Chores noch weitere folgen werden.
Anne Heemann-Singe
Chor der Gemeinde hat
3 CDs geistlicher und Volksmusik ausgegeben. Hier können Sie einige Tracks herunterladen , anhören und Bestellen
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